Maschine soll aus Luft Wasser machen
Das Ding, mit dem Jonathan Ritchey und Rick Howard die Welt verändern möchten, sieht aus wie ein halbierter Riesengolfball. Watermill, also Wassermühle, heißt die Erfindung, die die Kanadier mit ihrer Firma Element Four gerade vermarkten. Das Gerät soll etwas vollbringen, was beim ersten Zuhören einigermaßen unglaublich klingt - und zwar sauberes Wasser nur aus der Luft gewinnen.
Vier Jahre lang haben die beiden Tüftler an der Anlage gearbeitet, die wie folgt funktioniert: Das halbrunde Gerät, das zum Beispiel außen am Haus angebracht werden kann, saugt zunächst über zwei Einlassöffnungen Luft an. Watermill holt das kostbare Nass nämlich aus der Luftfeuchtigkeit. Dazu wird die Luft gefiltert, um Staub und Schmutz herauszuhalten, und anschließend abgekühlt. Dabei kondensiert die enthaltene Feuchtigkeit. Das so gewonnene Wasser wird gesammelt und abschließend gereinigt. Ein Aktivkohlefilter und UV-Bestrahlung, beides in der Wasserreinigung übliche Verfahren, sollen für einen sicheren Trinkgenuss sorgen.
Der Feuchtigkeitsanteil der Umgebungsluft ist höchst unterschiedlich, liegt aber nach Angaben von Element Four zwischen vier und 25 Gramm Wasser pro Kubikmeter Luft. Zehn bis 40 Prozent davon könne Watermill herausfiltern. Für die Natur sei das vollkommen unproblematisch, da der Wasserkreislauf aus Verdunstung und Niederschlag immer neu befüllt werde. Die durchschnittliche Verweildauer von Wasser in der Atmosphäre liegt bei etwa zehn Tagen, dann kommt das Nass wieder auf die Erdoberfläche zurück.
Die Erfinder rechnen vor, dass die Betriebskosten der Maschine - gerechnet mit kanadischen Energiepreisen - bei etwa drei bis vier Cent pro Liter erzeugtem Wasser liegen. In Deutschland kann man diesen Wert wegen des hier höheren Strompreises in etwa verdreifachen. Immerhin: Der zum Betrieb nötige Strom, das Gerät hat eine Leistung von 300 Watt, kann aus dem normalen Netz kommen - aber auch aus Windkraftanlagen oder von Solarpanels.
Damit die Maschine effektiv funktioniert, sollte die Luftfeuchtigkeit über 30 Prozent liegen. Heiße Wüstenländer fallen damit als Einsatzgebiet aus - und doch glaubt Element Four, dass die Erfindung zum Massenprodukt in Industrie- und Schwellenländern taugt. Eine spezielle Weiterentwicklung, Waterwall, soll größere Mengen an Wasser herstellen können - und die oft störungsanfälligen Stromnetze von Entwicklungsländern schonen.
Je nach den jeweils herrschenden Bedingungen soll die Steuerungselektronik des Gerätes die optimalen Einstellungen finden. Zum Beispiel ist es oft sinnvoll, früh morgens, wenn die Luft besonders feucht ist, mit starker Leistung zu arbeiten. In der Mittagshitze kann die Wassermühle hingegen eine ruhigere Gangart einlegen.
Offiziell wollen die Kanadier ihr Produkt im Februar kommenden Jahres auf den Markt bringen: Für rund 1200 Dollar soll der Wassermacher für den Hausgebrauch über den Tisch gehen - zunächst in den USA, Großbritannien, Italien, Australien und Japan. Allerdings können sich Interessierte bereits jetzt einen Eindruck von der Arbeit des Gerätes verschaffen: Im New Yorker "Wired Store", einer Einrichtung, in der das US-Magazin jedes Jahr kurz vor Weihnachten besonders trendige Hightech-Produkte präsentiert, ist die Watermill seit einigen Tagen zu sehen.
Mindestens ein Problem hat das Gerät, von dem seine Erfinder hoffen, dass es als erste Erfindung seit der Mikrowelle für eine Revolution auf dem Hausgerätemarkt sorgen wird: Es stellt mit 12 Litern am Tag nicht übermäßig viel Wasser her. Ein durchschnittlicher Deutscher könnte damit also bestenfalls ein Zehntel seines Tagesverbrauchs decken, ein Nordamerikaner sogar noch weit weniger. Außerdem dürfte das durch die Kondensation gewonnene Wasser, ähnlich wie Regenwasser, vergleichsweise weich sein. Wer seinem Körper Mineralstoffe zuführen möchte, könnte da womöglich trotzdem zur Mineralwasserflasche greifen.
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